In den letzten Wochen hatte ich das Vergnügen, mal wieder neue Trailschlappen unter die Lupe nehmen zu dürfen. 85 Testkilometer sind dabei rausgekommen - ein Großteil zunächst bei knüppelhart gefrorenem Boden, auf einfach zu laufenden Waldboden. Nach der Schneeschmelze konnte der Pure Grit aber endlich auf Herz und Nieren geprüft werden, als es über anspuchsvolle Trails in der hunsrücker Heimat ging. Neben der 5er-Version bin ich auch den Pure Grit 4 gelaufen, um herauszufinden, inwieweit eine Weiterentwicklung des Vorgängermodells zu verzeichnen ist.
Allgemeine Infos:
Dieser Schuh bildet – wie der Name Name leicht verrät – die 5.Auflage der Pure Grit Serie des amerikanischen Schuhherstellers Brooks Running. Entwickelt wurde der Pure Grit in Zusammenarbeit mit Scott Jurek, der vielen Sportlern als Buchautor von "Eat and Run" und als Ultralauflegende aus den USA ein Begriff sein dürfte. Man darf beim Kauf dieses Trailschuhs also berechtigte Hoffnung haben, dass ein siebenfacher Gewinner des Western Staates 100 sein Handwerk versteht, und Brooks mit diesem Treter ein ambitioniertes Werkzeug auf die Trampelpfade schickt.
Einige Fakten vorweg
Mit seinem Gewicht von 326 Gramm (Größe 46) ist der Pure Grit weder ein absolutes Leichtgewicht, noch ein schwerer Klotz am Bein, sondern in der mittleren Gewichtsklasse einzuordnen. Er vermittelt mit seiner komfortablen Passform, ausreichender Protektion und einer allroundfähigen Sohle den Eindruck, einen treuen Partner für längere Laufeinheiten abzugeben. Die üppig gestaltete Zehenbox unterstreicht diese Annahme und macht den Brooks PG interessant für Läufer mit breiten Quanten. 4 Millimeter Sprengung ist ein Maß, dass alle Freunde des natürlichen Laufstils aufhorchen lassen sollte. Die UVP von 120€ hört sich zunächst mal nach einem fairen Angebot an, wenn man vergleicht, was andere renommierte Hersteller mittlerweile für Preise verlangen.
Der erste Eindruck schickt den Pure Grit also mit reichlich Vorschusslorbeeren auf die Testläufe...
Der Pure Grit im Einsatz
Bei dem homogen Laufgefühl - welches der Pure Grit von Anfang an vermittelt - wundert es mich nicht, dass der oben erwähnte Scott Jurek sehr positiv hervorhob, dass er bei seiner Appalachian Trail Durchquerung lediglich 2 kleine Blasen an den Füßen hatte. Stolze sechs Paar (des Vorgängers Pure Grit 4) hatte er bei diesem Abenteuer geschreddert. Wenn man bedenkt, dass der Trail 3500km in anspruchsvollem Gelände misst, scheint das nicht nur ein gutes Argument für die Passform, sondern auch für die Widerstandsfähigkeit des Pure Grit zu sein.
Mit den Testbedingungen von Jurek kann ich zwar nicht ganz Augenhöhe agieren, trotzdem machte der Pure Grit mir unmissverständlich klar:
Pure Grit 4 versus Pure Grit 5: Ein kleiner Vergleich
Wer bereits das Vorgängermodell Pure Grit 4 gelaufen ist, und überlegt, ob sich die Anschaffung des 5er lohnt, dem sei hier ein kleiner Vergleich ans Herz gelegt:
Die Zehenkappe wurde beim Pure Grit 5 stärker ausgebildet und bietet damit mehr Protektion in schwierigem Gelände. Bei der Sohlenkonstruktion sind mir lediglich sehr geringfügige Unterschiede ins Auge gestochen, die in punkto Grip und Laufeigenschaften nicht ins Gewicht fallen dürften.
Neu ist ein integrierter Staubschutz, der sich so darstellt, dass der Schuh-Innenbereich rund um den Knöchel sehr üppig ausgepolstert ist. Ob dies wirklich verhindern kann, dass sich Schmutz und kleine Steine in den Schuh hinein arbeiten, konnte ich bei den gefrorenen Bedingungen nicht herausfinden. Vielleicht habt ihr damit schon aussagekräftigere Erfahrungen gemacht? Ich würde mich freuen, wenn diese im Kommentarfeld ergänzt werden. Das angenehme Tragegefühl schränkt das Staubschutz-Upgrade keineswegs ein – ganz im Gegenteil: Ich empfand die zusätzliche Polsterung als sehr angenehm, gerade wenn man aufgrund eines schmalen Knöchels dazu gezwungen ist, den Schuh etwas fester zu schnüren und deshalb Gefahr läuft, dass sich ein einschneidendes Gefühl breit macht. Durch die Verstärkung fällt die wesentlich minimalistischer gestaltete Zunge des Pure Grit 5 bei der Schnürung nicht arg ins Gewicht.
Designmäßig präsentiert sich der Pure Grit 5 natürlich in einem neuem Gewand – und wie man dieses Gewand beurteilt, ist selbstverständlich reine Geschmackssache. Mir persönlich gefällt die blau/gelbe Variante mit roter Sohle wesentlich besser, als die schwarz-rot-gelbe. Mit letzterer Farbvariante (Foto ganz oben) am Fuß, wurde mir schon das verächtliche Kommentar entgegengebracht, mit dem neuen Trailmodell für AfD-Wähler auf den Trampelpfaden unterwegs zu sein.
Abschließende Bemerkung/ Fazit
Apropos Scott Jurek – um auf die Einleitung meines Testberichtes zurückzukommen und den Kreis dieses Artikels zu schließen: Der Buchautor von "Eat and Run" und bekennender Veganer dürfte happy darüber sein, dass bei der Herstellung des Pure Grits gänzlich auf tierische Produkte verzichtet wird. Darüber hinaus setzt Brooks mit diesem Schuh auch in Sachen Nachhaltigkeit ein Ausrufezeichen: Die Mittelsohle ist dank des innovativen BioMoGo-Materials bereits nach 25 Jahren biologisch abbaubar und der ökologische Fußabdruck im Pure Grit damit verhältnismäßig klein.
Für mich hat sich der Pure Grit 5 als super Allrounder präsentiert: Sehr homogenes Laufverhalten, wohlige Passform mit hohem Tragekomfort und ein ansprechendes Preis-Leistungs-Verhältnis sind die Schlagwörter, welche die Stärken des Pure Grit auf den Punkt bringen.
Der Schuh dürfte so ziemlich alle Einsatzgebiete abdecken, die wir in Trailschuhen beackern: Von der schnellen Hausrunde, über die Halbmarathondistanz bis hin zum Ultratrail sollte damit alles machbar sein. Zu beachten gilt allerdings die Einschränkung, dass sich diese Bewertung auf relativ trockene Bodenverhältnisse bezieht. Auf nassem Untergrund büßt die Sohle deutlich an Grip ein - hier sind andere Modelle vorzuziehen.
Ich würde mich über eure Meinungen, Ergänzungen und Kritik freuen - scheut euch also nicht, die Kommentarfunktion zu nutzen...
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Thomas Förster (Dienstag, 07 Februar 2017 11:02)
Hi Mario,
Danke für diesen ausführlichen und informativen Testbericht! Klingt sehr interessant. Muß wohl mal wieder zum Hummel �